
Es gibt Arbeiten, die sieht man – und es gibt Arbeiten, die spürt man nur. Feintypografie gehört definitiv zur zweiten Kategorie. Die wenigsten Menschen werden aktiv bemerken, ob eine Zahl mit einer Maßeinheit durch ein Achtelgeviert getrennt ist oder ob das Mal-Zeichen korrekt gesetzt wurde. Aber sie nehmen das Gesamtbild wahr. Eine konsequente, saubere typografische Gestaltung vermittelt auf unbewusster Ebene Qualität, Souveränität und Verlässlichkeit. Und genau deshalb nehme ich Feintypografie so ernst.
Warum nicht einfach Copy & Paste?
Viele meiner Aufträge bestehen darin, Inhalte aus den unterschiedlichsten Quellen in ein bestehendes Layout zu überführen. Das können alte InDesign-Dokumente sein, die ins neue Layout gebracht werden müssen, oder auch Word-, Excel- oder PowerPoint-Dateien mit losen Inhalts-Skizzen. Natürlich könnte ich einfach Copy & Paste machen und fertig. Aber das wäre gegen mein berufliches Selbstverständnis.
Denn was technisch richtig ist, ist noch lange nicht optisch hochwertig. Texte wirken dann am professionellsten, wenn sie sich harmonisch ins Gesamtbild einfügen – und das passiert nicht automatisch. Deshalb gehe ich den Extra-Schritt und bringe Feintypografie ins Spiel.
Beispiele aus der Praxis
Hier sind einige typische Fälle, die mir immer wieder begegnen – und bei denen ich jedes Mal für eine saubere Umsetzung sorge:
1. Maßeinheiten korrekt trennen: Zahlen mit Maßeinheiten wie „10 mm“ oder „25 kg“ erhalten ein Achtelgeviert als Abstand – nicht einfach ein normales Leerzeichen. Das sieht gleichmäßiger aus und sorgt für eine bessere Lesbarkeit.
2. Tabellen professionell setzen: Zahlen mit Kommastellen werden konsequent rechtsbündig ausgerichtet, damit sich die Kommata sauber untereinander aufbauen. Das vermeidet das unruhige Gesamtbild, das bei linksbündiger Ausrichtung entsteht.
3. Gerade vs. typografische Anführungszeichen: InDesign wandelt standardmäßig alle Anführungszeichen in typografische Zeichen um. Für normale Texte ist das richtig – aber nicht bei Angaben in Zoll! Hier setze ich gezielt die geraden Zollzeichen über das Glyphen-Bedienfeld ein.
Zieh den Schieber hin und her, um den Unterschied zu sehen.
4. Das richtige Mal-Zeichen: Ein kleines „x“ ist kein Ersatz für das korrekte Mal-Zeichen (×). Fast niemand achtet darauf – aber wer es richtig macht, zeigt Liebe zum Detail.
5. Gedankenstriche konsequent einsetzen: In Europa wird oft fälschlicherweise der Bindestrich verwendet, wenn ein "bis" gemeint ist. Amerikaner hingegen verwenden den langen Geviertstrich – und zwar ohne Leerzeichen davor und dahinter. Hier sorge ich für eine durchgängige, saubere Regelung.
Zieh den Schieber hin und her, um den Unterschied zu sehen.
Warum ich diesen Extra-Schritt gehe
Ist das alles notwendig? Vielleicht nicht immer. Aber es macht einen Unterschied. Denn auch wenn die meisten Leser nicht benennen könnten, was genau besser wirkt – sie merken es unbewusst. Und genau diese unauffällige Perfektion ist es, die ein Dokument professionell und souverän erscheinen lässt.
Für mich ist das Werkstolz. Ich gehe diesen Extra-Schritt, weil ich überzeugt bin, dass Typografie nicht nur ein technischer Vorgang ist, sondern ein präzises Handwerk. Und ich möchte, dass jeder, der mit mir arbeitet, sich darauf verlassen kann: Qualität ist für mich keine Option, sondern Standard.
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