Eine Linie unter einem Absatz. Klingt nach einem banalen Detail.
Einmal das Linienzeichner-Werkzeug gezückt, kurz per Hand gezogen, ausgerichtet, fertig. Oder?
Ja … kann man so machen. Wenn man mutig ist.
Und hofft, dass nie wieder jemand an diesem Text etwas ändert.
Denn was auf den ersten Blick harmlos aussieht, ist im Alltag ein echter Stolperstein: Manuell gesetzte Linien liegen lose im Layout herum, sind nicht an den Text gebunden und werden bei Änderungen gern mal vergessen, verschoben oder schlicht übersehen. Das Ergebnis: Linien, die plötzlich mitten im nächsten Absatz stehen, oder einfach da bleiben, wo sie waren – auch wenn der Text sich längst verändert hat – und ein Layout, das sich zwar „fertig“ anfühlt, aber hinter den Kulissen gefährlich wackelt.
Zum Glück gibt’s in InDesign eine deutlich elegantere Lösung: Die Absatzlinie.
Diese Funktion lässt sich entweder manuell über das Absatz-Bedienfeld oder – noch eleganter – direkt im Absatzformat definieren – und ist ein Paradebeispiel dafür, wie klug das Programm eigentlich gebaut ist. Statt Linien manuell zu zeichnen, kann man sie hier direkt an einen Absatz binden. Automatisch, punktgenau und bis ins Detail konfigurierbar:
Einzüge links oder rechts? Abstand zum Text? Linienart, -farbe, -stärke? Alles drin.
Und das Beste: Die Linie bleibt dort, wo sie hingehört – auch wenn der Text sich verschiebt, länger wird, kürzer wird oder auf die nächste Seite wandert. Keine Extra-Elemente. Kein Nachjustieren. Kein Drama.
Solche Funktionen wirken oft unscheinbar – aber genau sie halten ein Layout im Innersten zusammen. Sie sorgen dafür, dass auch nach mehreren Korrekturrunden alles dort sitzt, wo es hingehört. Keine verrutschten Linien, keine fliegenden Objekte, kein heimliches Chaos zwischen den Zeilen. Und genau daran erkennt man, wie souverän ein Dokument wirklich ist: Nicht an der schicken Gestaltung auf den ersten Blick, sondern daran, wie klug und vorausschauend die Werkzeuge eingesetzt wurden, damit alles dauerhaft stabil läuft – ganz egal, was da noch kommt.
Die Serie „Unter der Haube“ werde ich immer mal wieder aufgreifen – unregelmäßig, aber mit Liebe. Dann erzähle ich euch von weiteren dieser kleinen Funktionen, die InDesign-Dokumente nicht nur oberflächlich schön, sondern richtig gut machen.